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Eishockey auf der Plessur
Das Stadtarchiv gewährt einen Blick in die Anfänge des EHC Chur
Bevor der EHC Chur in den Genuss eines Eisstadions kam, musste das Team im Winter an verschiedenen provisorischen Spielstätten trainieren – darunter eine ganz Besondere, die heute kaum mehr vorstellbar ist und den Spielern einiges abverlangte.
Der EHC Chur ist heute ein fester Bestandteil der Schweizer Eishockeyszene. Doch die Anfänge nach der Gründung im Jahr 1933 waren alles andere als einfach. In den 1930er- und 1940er-Jahren gab es keine feste Eisbahn, sodass der Verein auf Natureis angewiesen war. Die wohl ungewöhlichste Trainingsstätte war die Plessur, die in kalten Wintern zu einer natürlichen, aber auch unberechenbaren Spielfläche wurde.
Riskantes Training
Das Training auf dem Fluss mitten in Chur war mit erheblichen Herausforderungen verbunden. Die Eisoberfläche war unregelmässig, und von Rissen sowie eingeschlossenen Luftblasen durchzogen. Zudem sorgte die Strömung dafür, dass das Eis an manchen Stellen dünner und brüchiger war – ein Einbruch ins eiskalte Wasser war eine reale Gefahr. Trotz dieser Widrigkeiten liess sich der Verein nicht entmutigen und entwickelte kreative Lösungen: Holzbalken oder Schneewälle dienten als improvisierte Bande, und Spielfeldmarkierungen wurden in den Schnee gestampft. Das Hauptproblem blieb jedoch das Wetter. In milden Wintern fror die Plessur nicht ausreichend zu, sodass das Training ausfallen musste.
Verbesserte Trainingsbedingungen
Mitte der 1930er-Jahre erhielt der EHC die Möglichkeit, jeweils samstags von 20 bis 22 Uhr zusätzlich auf dem Natureisfeld der unteren Quader zu trainieren und Spiele auszutragen. Dies dank Zustimmung des Eisclubs Chur. Auch die «Quaderi» war Natureis und entsprechend wetterabhängig, bot aber eine deutlich bessere Eisqualität. Erst mit dem Bau der Kunsteisbahn im Jahr 1960 bekam der EHC Chur einen festen Trainingsstandort, der das Training und den Spielbetrieb erheblich erleichterte. Gänzlich wetterunabhängig und professionell wurde der Verein jedoch erst mit dem Bau des Thomas Domenig Stadions in den Jahren 1980/81. Im Jahr 2022 konnte gleich daneben die neue Trainingseishalle in Betrieb genomen werden.
Heute ist eine zugefrorene Plessur kaum mehr vorstellbar. Doch für den jungen Verein war sie einst die einzige Möglichkeit, überhaupt Eishockey zu spielen.Diese herausfordernde Anfangszeit formte den Club nachhaltig, und bis heute zeichnet sich der EHC Chur durch Widerstandsfähigkeit, Kreativität und Durchhaltevermögen aus. Das konnte der Verein in dieser Saison wieder in der zweithöchsten Schweizer Liga unter Beweis stellen. Er hat es bis in die Play-offs geschafft und damit - dank einer starken Saison – die Play-offs erstmals seit 2006 wieder nach Chur geholt. Eine beachtliche Leistung, auch wenn es dieses Mal nur bis zum Viertelfinal gereicht hat.