Kopfzeile

Inhalt

  • Strategie Sucht- und Drogenpolitik: Stand der Arbeiten

    5. Oktober 2023

    Aggressivität und Beschaffungskriminalität in der Churer Drogenszene haben zugenommen. Ebenso die gesundheitliche und soziale Desintegration von Suchterkrankten, die im öffentlichen Raum konsumieren. Um diesen Entwicklungen entgegenzuwirken, hat der Churer Stadtrat die Umsetzung der Strategie Sucht- und Drogenpolitik beschleunigt. Die Sägenstrasse 75 wurde als möglicher Standort für einen überwachten Konsumraum definiert.

    Die aktuelle Drogensituation in Chur ist für die suchterkrankten Menschen desolat und für die Bevölkerung eine grosse Belastung. Der Churer Stadtrat ist sich dessen bewusst und priorisiert deshalb die rasche Umsetzung der Massnahmen der Strategie Sucht- und Drogenpolitik, welche dem Gemeinderat im Juni 2022 präsentiert wurden. Eine zentrale Massnahme der städtischen Strategie ist der überwachte Konsumraum, welcher zwischen 2024 und 2026 realisiert und in die neue kantonale Kontakt- und Anlaufstelle integriert werden soll.

    Strategie Sucht- und Drogenpolitik der Stadt Chur
    Die städtische Strategie verfolgt zentrale Ziele:

    • Verwahrlosung entgegenwirken; durch bedarfsgerechte Angebote
    • Sicherheit erhöhen; durch verstärkte Repression
    • Image verbessern; durch aktive Kommunikation
    • Best Practice-Strategie im Bereich der Suchtprävention; durch das Programm "Communities That Care (CTC)".

    Bedarfsgerechte Angebote
    Begleitete Konsumräume gibt es in der Schweiz seit mehreren Jahrzehnten sowohl in grossen, als auch in mittelgrossen Städten wie beispielsweise Solothurn, Schaffhausen oder Olten. Diese bieten suchterkrankten Personen einen sicheren und hygienischen Ort zum Konsum von Substanzen und entlasten den öffentlichen Raum von den negativen Auswirkungen des Drogenkonsums wie z.B. sichtbarer Konsum und Littering. Durch konsequente Zuweisung kann die Durchsetzung des polizeilichen Auftrags gewährleistet werden. Die Wirksamkeit von Konsumräumen ist insbesondere dann ausgewiesen, wenn sie in eine Kontakt- und Anlaufstelle mit niederschwelligen Beratungs- und Sanitätsdienstleistungen integriert sind. Die städtische Strategie sieht deshalb eine Angliederung des Konsumraums an die neu entstehende kantonale Kontakt- und Anlaufstelle vor.

    Fokus auf Konsumraum
    Die Stadt beschleunigt primär die Bereitstellung einer Liegenschaft für den überwachten Konsumraum in Folge der negativen Lageentwicklung. Zusammen mit dem voraussichtlichen Betreiber – dem Verein Überlebenshilfe Graubünden – wurden rund 25 Liegenschaften als mögliche Standorte für diese neuen niederschwelligen Angebote geprüft und bewertet. Im Rahmen dieser Evaluation hat sich die städtische Liegenschaft an der Sägenstrasse 75 als die klar geeignetste erwiesen und wurde bereits zur Nutzung als Konsumraum freigegeben. Lage, Nutzfläche und Verfügbarkeit waren ausschlaggebend für die Wahl. Die Anwohnerschaft sowie die Eigentümerinnen und Eigentümer der angrenzenden Liegenschaften wurden von Stadtrat Patrik Degiacomi über den Standort und den geplanten Betrieb vorinformiert. Mit der bisherigen Mietpartei – dem Kulturbetrieb "Kabinett der Visionäre" – konnte eine einvernehmliche Vertragsauflösung per September 2023 vereinbart werden.

    Der Sicherheit auf dem Areal und im gesamten Quartier im Dreieck zwischen Kasernenstrasse, Rätusstrasse und Plessur wird höchste Priorität beigemessen. Wie in anderen Städten mit überwachten Konsumräumen wird auch in Chur mit der angrenzenden Wohnbevölkerung ein regelmässiger Austausch erfolgen und ein klares Beschwerdemanagement etabliert. Dies geschieht an Treffen, bei welchen Beobachtungen direkt mit den Verantwortlichen ausgetauscht werden können sowie mit einer direkten Meldemöglichkeit über eine Hotline.

    Aktuell wird das Konzept der Kontakt- und Anlaufstelle mit demjenigen des Konsumraums abgeglichen und der konkrete Raumbedarf daraus abgeleitet. Darüber hinaus ist die Klärung der Finanzierung von Gebäude- und Betriebskosten sowie die Vorbereitung der Beschlüsse der dafür zuständigen Instanzen auf kantonaler und städtischer Ebene im Gange. Die Planung, die Arbeitsvergaben für die arealseitige Erschliessung und die Bereitstellung der Räumlichkeiten müssen unter Einhaltung des Submissionsrechts erfolgen und dauern inklusive Bauzeit ungefähr drei Monate. Eine Inbetriebnahme ist daher erst ab dem Sommer 2024 realistisch.

    Verbesserung der Wohnangebote
    Eine geregelte Wohnsituation ist ein wichtiger Faktor zur Stabilisierung von Suchterkrankten und weiteren vulnerablen Personengruppen. In Chur hat sich die Anzahl Personen ohne eine solche geregelte Wohnsituation innerhalb eines Jahres fast verdoppelt und auf über vierzig Personen erhöht. Ein Teil davon hält sich auch nachts im öffentlichen Raum auf, mit negativen Auswirkungen für die Stadtbevölkerung. Viele Churerinnen und Churer richten entsprechende Beschwerden an die Polizei. Hauptgründe für die 24-Stunden-Szene sind einerseits die stark aufputschende Wirkung von Stimulanzien (z.B. Kokain), welche zu den meist konsumierten Substanzen in der Szene gehören, sowie der immer akuter werdende Mangel an günstigem Wohnraum. Geregeltes und bedarfsgerechtes Wohnen kann einen wichtigen Beitrag zur Entlastung des öffentlichen Raums leisten und der Obdachlosigkeit entgegenwirken.

    Der Gemeinderat hat den Stadtrat beauftragt, die Massnahme "Betreutes und begleitetes Wohnen" weiterzuverfolgen. Nach Vorliegen einer kantonalen Strategie zu diesem Thema soll der Stadtrat dem Gemeinderat die geforderte Botschaft zu ergänzenden Massnahmen unterbreiten. Um auch diesen Prozess zu beschleunigen, gab die Stadt eine Grundlagenanalyse zum Thema "Wohnen in Notlagen in Chur" bei Interface Politikstudien Forschung Beratung AG in Auftrag. Der Stadtrat wird voraussichtlich diesen Oktober über die Ergebnisse und einen daraus resultierenden Vorgehensvorschlag in Kenntnis gesetzt. Darauf basierend wird sich die Stadt beim Kanton dafür einsetzen, dass Angebotslücken in diesem Bereich mit hoher Priorität geschlossen werden.

    Best Practice-Strategie in der Suchtprävention
    In Zusammenarbeit mit der Schweizerischen Gesundheitsstiftung Radix führte die Stadt im vergangenen Schuljahr eine flächendeckende Jugendbefragung im Rahmen des Programms "Communities That Care (CTC)" durch. Auf der Basis dieser Ergebnisse wird aktuell ein spezifischer Aktionsplan für die Stadt Chur erarbeitet, um die Lebensbedingungen von Kindern und Jugendlichen positiv zu verändern. Als Sofortmassnahmen wurden bereits ein Pilot des Integrations- und Präventionsprogramms "LIFT" sowie mit Sportvereinen ein nicht wettkampforientiertes Angebot für Jugendliche gestartet.

    Liegenschaft
    Auf Social Media teilen