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Abwasser-Regenbecken Chur West (Obere Au)
Im Rahmen des generellen Entwässerungsplans (GEP) und den Auflagen des Gewässerschutzgesetzes hat die Stadt, vertreten durch die Tiefbaudienste, im Gebiet Obere Au ein unterirdisches Regenbecken zur Entlastung des Abwassernetzes und der ARA realisiert. Dieses wichtige Bauwerk mit einer Länge von 33 m, einer Breite von 11 m und einer Höhe von 7.5 m kann nun nach einer Bauzeit von rund einem Jahr in Betrieb genommen werden. Das Fassungsvermögen des Beckens beträgt 1'600 m3. Gleichzeitig wurde eine Veloabstellanlage für rund 340 Velos erstellt und die Umgebung und Zugang der Sport- und Eventanlagen im Perimeter der Baustelle saniert.
Der Grossteil der Siedlungsentwässerung der Stadt und der angeschlossenen Gemeinden wurde als Mischsystem gebaut. Dabei wird sämtliches Abwasser, d.h. häusliches Abwasser aus Küche, Bad und WC - allenfalls vorbehandeltes gewerbliches und industrielles Schmutzwasser - zusammen mit dem oberflächlich anfallenden Regenwasser von Dächern, Plätzen und Strassen (wo keine Versickerungsanlagen für Oberflächenwasser erstellt sind) vermischt via Abwassernetz der zentralen Abwasserreinigungsanlage (ARA) der Stadt zugeleitet, wo es gereinigt wird.
Die Kläranlagen sind jedoch aus wirtschaftlichen Gründen nur für eine Reinigung des doppelten Trockenwetteranfalls (maximal anfallende häusliche Abwassermenge) ausgelegt. Das restliche Abwasser muss zwischengespeichert oder in einen Vorfluter entlastet werden. Für die Gewässerqualität ist es daher wichtig, dass bei einem Regenereignis (Starkregen) der erste, besonders belastete Spülstoss aus dem Abwassernetz in einem Regenbecken zwischengespeichert und nicht in den Vorfluter (Plessur / Rhein) entlastet wird. Durch die Zwischenspeicherung wird die Kläranlage hydraulisch entlastet und der Schmutzfrachteintrag in den Vorfluter reduziert. Dieses stark verschmutzte Abwasser kann dann zu gegebener Zeit, sobald die Kapazitäten für die Aufbereitung dieser Abwassermenge auf der ARA Chur bereitstehen, mittels Steuerung aufgerufen und in das Abwassersammelkanalnetz eingeleitet werden. Die Dimensionierung des Regenbeckens Chur West wurde so ausgelegt, dass das gesamte Abwasser des Gebiets Chur West entlang der Plessur sowie die Weiterleitmengen der angeschlossenen Gemeinden Felsberg und Domat/Ems aufgefangen und mechanisch gereinigt werden können.
Bevor der Spülstoss in das Regenbecken gelangt, muss das Mischwasser (Schmutzwasser + Regenwasser) ein Trennbauwerk durchströmen. Bis vor wenigen Wochen flossen bei Regen bis zu 1'970 l/s zur ARA Chur oder es wurde bei höheren Mengen direkt ungereinigt in den Rhein entlastet. Neu wird in diesem Bauwerk mittels eines Regelschiebers die Abflussmenge zur städtischen Kläranlage auf 100 l/s gedrosselt. Vor dem Schieber staut sich das Mischwasser im Kanal zunehmend auf, bis es ab einem Meter Stauhöhe über die Überfallkante in das Regenbecken gelangt. Der Überlauf ist mit einem Siebrechen ausgerüstet, welcher die Grobstoffe im Abwassernetz zurückbehält und zur ARA Chur leitet. Durch das Absetzen von Feststoffen im Regenbecken findet eine weitere Vorklärung (Sedimentation) des Abwassers statt. Erst wenn das Beckenvolumen von über 1,6 Millionen Litern erreicht ist, wird das mechanisch vorgereinigte Mischwasser über einen gedrosselten Beckenüberlauf am Ende des Bauwerks entlastet.
Nach dem Regenereignis, wenn die Mischwassermenge welche den Sammelkanal zur Kläranlage Chur nach dem Trennbauwerk passiert, unter 100 l/s fällt und sich die hydraulische Belastung auf der Kläranlage selbst wieder im normalen Trockenwetterbereich befindet, wird die Entleerung des Regenbeckens Chur West freigegeben. Zwei grosse Entleerungspumpen fördern dabei das gespeicherte Mischwasser zurück in das Abwassernetz. Sechs knapp über dem Beckenboden befestigte Rührwerke mischen dabei die sedimentierten Teilchen (Schlamm) im Regenbecken auf. Die erzeugte Strömung im Becken und an der Wasseroberfläche reinigt dadurch die Wände von anhaftenden Verschmutzungen. Ist das Becken entleert, sorgen zwei an der hinteren Decke angebrachte und automatisierte Spülkippen für einen äusserst wirkungsvollen, kräftigen Spülschwall um die Ablagerungen am Boden zu entfernen damit diese Schmutzstoffe mit einer kleineren Entleerungspumpe ebenfalls der ARA zugeführt werden können.
Im Erdgeschoss des Regenbeckens befindet sich die für die Bewirtschaftung notwendige EMSRL-Technik (Mess-, Steuerungs- und Regeltechnik). Diese ist mit dem Prozessleitsystem der Kläranlage Chur verbunden, von wo aus der gesamte Verlauf von der Entfernung der Grobstoffe im Trennbauwerk, der Befüllung und Entleerung sowie die Reinigung des Regenbeckens überwacht und gesteuert werden kann. Das Betriebspersonal der Abwasserreinigungsanlage der Stadt ist verantwortlich für die korrekte Funktion der Anlage, die Störungsbehebung und Wartung der elektromechanischen Aggregate und Anlagenteile sowie die Unterhaltsarbeiten innerhalb des Bauwerks.
Für den Bau des Abwasserregenbeckens mussten die bestehenden Veloabstellplätze der Sport- und Eventanlage Obere Au aufgehoben werden. Neu wurden über dem unterirdischen Abwasserregenbecken Veloabstellplätze, unter anderem mit Doppelparker, für 340 Velos erstellt. Davon sind 260 überdacht und 80 freistehend. Die Überdachung wurde aus Beton entsprechend dem Betriebsgebäude des Abwasserregenbeckens erstellt und wird von vier V-förmigen Stützen getragen. Die Flächen für Cargo-Velo, Kinderanhänger etc. wurden entsprechend markiert. Mehrere E-Bike-Ladestationen (folgen in Kürze), eine Veloreparaturstation mit Velopumpe und Velowerkzeug wurden ebenfalls platziert. Ein weiteres Plus für die Velostadt Chur. Auf der Oberen Au führt auch die nationale Veloroute Nr. 2 vorbei. Diese wurde im Abschnitt Obere Au neu mit einer Breite von 4 Meter ausgeführt. Im Weiteren wurde der Übergang zum Haupteingang der Sport- und Eventanlagen im Perimeter der Baustelle saniert und gestalterisch aufgewertet. In der Investitionsrechnung waren für das gesamte Projekt Regenbecken 3.0 Mio. Franken budgetiert.
Mit der Inbetriebnahme des Regenbeckens Chur West ist das Entwässerungsnetz zwar weitestgehend gebaut, das bedeutet aber nicht, dass künftig keine Massnahmen mehr nötig wären. Der Generelle Entwässerungsplan (GEP) muss ständig nachgeführt und an die neuen Gegebenheiten und Anforderungen angepasst werden. Weiter sollen in naher Zukunft in den Gebieten Foral und Mittenberg natürliche Speicherbecken mit Versickerungsmöglichkeit realisiert werden. Diese sollen bei einer extremen Wettersituation ebenfalls das Oberflächenwasser auffangen und das Abwassernetz und die ARA Chur entlasten.
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